Multimodale Behandlung

In der AD(H)S-Therapie wird ein ganzheitlicher, so genannt multimodaler Ansatz verfolgt. Hierbei geht es um die Kombination von verhaltenstherapeutischen, psychoedukatorischen, medikamentösen und individuell-unterstützenden Massnahmen in zeitlich abgestimmter Abfolge. Eine bahnbrechende, wissenschaftlich fundierte und nicht invasive Methode zur Behandlung von AD(H)S ist das Neurofeedback.

Neurofeedback

Neurofeedback (NF) ist eine innovative, nicht invasive Methode zur Kontrolle der eigenen Hirntätigkeit, die bei einer Vielzahl physischer und psychischer Krankheiten und Störungen Anwendung findet. Klinische Studien konnten nachweisen, dass Neurofeedback bei allen drei Hauptsymptomen von AD(H)S für Linderung sorgt. Die Funktionsweise von Neurofeedback macht sich die neurale Plastizität des Gehirns zunutzen, sprich, dass Muster der Gehirnaktivität beeinflusst werden können. Mittels EEG-Ableitung werden diese neuronalen Muster sichtbar gemacht. Die NF-Patienten sehen diese Gehirnwellen auf einem Bildschirm vor sich und versuchen willentlich, die sichtbaren Muster zu Verändern. Auf diese Weise lassen sich unaktive Hirnregionen aktivieren bzw. überaktive Regionen deaktivieren. Die Patienten lernen so ihre Hirntätigkeit zu steuern.

Verschiedene klinische Studien haben vor allem bei den Kernsymptomen Impulsivität und Unaufmerksamkeit grosse signifikante Effekte gefunden. So verhilft Neurofeedback zu besserer Konzentration, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle und erhöht die Lernmotivation. Sogar Stimmungsschwankungen, Depression und Burnout können mit Neurofeedback erfolgreich behandelt werden.

Psychoedukation

Ein wichtiger Schritt im therapeutischen Umgang mit einem Kind, das AD(H)S hat, ist für die Eltern mit Sicherheit das Akzeptieren der Diagnose. So ist es von zentraler Bedeutung, dass sowohl die Erziehungsberechtigten als auch der bzw. die Betroffene ausführlich aufgeklärt und beraten werden. Dies läuft unter dem Begriff Psychoedukation und kann in Form von Einzel- oder auch Gruppenberatung stattfinden. Das Ziel ist es, das Verhalten und die Besonderheiten der vom AD(H)S Betroffenen besser verstehen zu lernen. Zudem sollen die Eltern und Betroffenen in ihrer Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung gestärkt werden. 

Geht das Kind bereits zur Schule, bietet es sich an, auch die Lehrpersonen in die Psychoedukation miteinzubeziehen, vorausgesetzt sie sind dazu auch bereit. Denn häufig sind Lehrpersonen das AD(H)S und Teile der Symptomatik zwar bekannt, vielfach besitzen sie aber wenig tiefergehende Informationen darüber, wie beispielsweise in der Schule und im Unterricht Hilfe dargeboten werden kann. Durch die Aufklärung mittels Psychoedukation kann darüber hinaus das Verständnis für die schulischen Schwierigkeiten von Kindern mit AD(H)S erhöht werden.

Medikamentöse Therapie

Die bekannteste medikamentöse AD(H)S-Therapie beruht auf Amphetaminen wie Methylphenidat (z.B. Ritalin). Diese Medikamente sind sogenannte Stimulantien, weil sie das Neurotransmittersystem des Gehirns anregen. Es gibt aber auch inhibierende Medikamente, die verabreicht werden könnnen, wobei diese ebenfalls mit der Neurotransmission interagieren. Die Präparate zur medikamentösen Behandlung von AD(H)S sind rezeptpflichtig – müssen demnach vom Arzt verschrieben werden – und können zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen.

Verhaltenstherapie

Ein weiterer, wichtiger Baustein der multimodalen AD(H)S-Therapie stellt die Verhaltenstherapie dar. Hierbei geht es darum, mittels wissenschaftlich fundierter, psychotherapeutischer Methoden positives Verhalten zu verstärken und negatives Verhalten zu beseitigen. Erwünschte Verhaltensweisen werden eingeübt, so dass sie einen gewissen Grad an Automatisierung aufweisen und auch noch bei unbewusstem Handeln ausgeführt werden. 

Verhaltenstherapie soll die kognitive und soziale Komponente von Verhalten ansprechen, sie festigen und sogar weiterentwickeln. Zentral ist zudem der Aufbau von selbstreflexiven Kompetenzen.

Gesamthaft geht es um die Stärkung der exekutiven Funktionen des Gehirns. Dies kann mittels  analoger oder digitaler Übungsprogramme und -blätter sowie mit (Rollen)Spielen erreicht werden.

Individuelle Unterstützung

Psychoedukation, Medikamente und Verhaltenstherapie stellen die drei Grundbausteine einer multimodalen Therapie dar. Diese verläuft jedoch nicht nach starren Mustern, die für jedes von AD(H)S betroffene Kind gleich aussehen. Vielmehr muss jeder Fall für sich betrachtet und alle Betroffenen ihren Persönlichkeiten entsprechend individuell unterstützt werden. Je nach Alter des Kindes und Ausprägung des AD(H)S bieten sich Heilpädagogische Früherziehung, Lern-, Ergo- und psychomotorische Therapien, Neurofeedback oder andere therapeutische Interventionen an.